Klassismus-Workshop mit Natalie 25 Personen 20.07.22
Def.: Diskriminierung aufgrund von Klassenzugehörigkeit. Klasse ordnet sich entlang von Ökonomie, aber auch kulturellem und sozialem Kapital. Strukturelle Ebenen: individuell, institutionell, kulturell-gesellschaftlich (Sprache).
Talk- und Austauschrunde! Jede*s Herkunftsgeschichte/Hintergrund mit Bezug auf Klasse, Ökonomie, usw. Eindrücke sammeln und reflektieren; Aus den eigenen Fragen dazu Ansätze finden oder Ziele für die Beschäftigung mit Klassismus ableiten. Thema Schule, Gegensätze an denen wir stehen; Ansatz Kritik finden und strukturelle Veränderungen angehen; Klassendenken wird aktiv hergestellt! Es ist aber immer wieder schwierig und notwendig, ein gemeinsam geteiltes Verständnis herzustellen; Wer wird inkludiert? Gesellschaftliche Zerwürfnisse sind ja die Lage, in der wir uns befinden; Wie können wir das Problem überwinden?
Wichtig: Benachteiligungs- oder Diskriminierungs-Kategorien nicht gegeneinander zu stellen, bzw. diese zusammen zu denken. Zwangsweise oder freiwillig alternativ leben; Kann mensch sich betroffen fühlen, aber es nicht sein oder umgekehrt, kann mensch betroffen sein, ohne es zu spüren?
Klasse als schillernder Begriff, da es eben ein immer individuelles Muster von Privilegierungen und Diskriminierungsmustern gibt.Grundverständnis von Klassismus zu erarbeiten ist wichtig, und eröffnet dann bestenfalls selbstgestaltete, beschreitbare Wege.
Bell Hooks hat eine einfache, zugängliche Sprache;
Ideensammlung aus dem Workshop heraus: Weltencafé, Kleingruppenarbeit an Thementischen, um das Thema aufzubrechen und kleiner/bearbeitbarer zu machen;
Wo sehe ich mein persönliches Wirkungsfeld? Wo fällt mir K im Alltag auf? Welcher Ansatz für Politischen Kampf? Welcher Umgang mit dem Widerspruch Privilegierung und Diskriminierung?
Ergebnisse/Ausblick: Organisierung bräuchte es für politischen Kampf, aber Bewusstsein schaffen war dann der pragmatische Ansatz (Schule für Alle, niedrigschwelliges Mitmachen, Inklusion, Selbstwirksamkeit); Als Wirkungsfeld geht es um die Arbeitswelt, die Berührungen schafft zu anders Denkenden, auch hier wurde die Schule zum Dreh- und Angelpunkt, auch ehrenamtliche Strukturen und Umverteilung/bedingungsloses Grundeinkommen; Klassistische Missstände bewusst machen für sich selbst (Reflexion) und andere (Kritik);
Was nehmen wir mit? das Thema weiter tragen! Sich an Streiks beteiligen (Arbeiter*Innen-Kampf, Frauenstreik, ....) als Ideen für die Zukunft. Kontakt schaffen/Räume öffnen; Es bleibt viel zu tun, viele offene Fragen, Was kann ich tun? ist eine davon; Mehr Aufmerksamkeit für das Thema im eigenen Alltag; Ein Handlungsansatz rückt näher...im Prozess....durch Fragen aufwerfen....Wirkungsraum und Gruppe finden....Frust.....das Große im Blick behalten und die Ansätze im Kleinen finden....Überforderung verarbeiten.....Ineinandergreifen verstehen.
Co-Working im ländlichen Raum mit Tobias ca. 7 Personen 21.07.22
Anfänge des Co-Working in San Francisco 2005, Handlungsfreiheit als Entdeckung, für Freelancer*Innen und Gleichgesinnte, Community; Im Bereich der Arbeit ist Co-Working eine Verbindung von Privatem und Arbeitssphäre ohne Benimmregeln und Kleidercodes; aber auch im öffentlichen Raum Bibliotheken, Cafés, wo Menschen nicht von Kolleg*Innen umgeben sind; Offenheit, ein offener Raum scheint besonders attraktiv für Frauen zu sein.
Sich entziehen einer sexisistischen Unternehmenskultur; Handlungsfreiheit zeigt sich auch beim Arbeiten frei und offen, aber nicht zu Hause. Im ländlichen Raum ist das anders, hier leben die Menschen nicht in unmittelbarer Umgebung zum Space; in urbanen Räumen entstanden die ersten Spaces mit Kinderbetreuung, bzw. für Mitt-Vierziger Berufs-Wieder-Einsteigerinnen; Der gemeinsame Nenner im ländl. Raum lässt sich nicht finden, besonders, weil es zu unterschiedlich ist, was der Space leisten soll, es gibt aber eben nur einen Space. Daher: individuelles Funktionsprofil für Spaces im ländl. Raum;
Community? Nutzer*Innen-Gemeinschaft oder Szene? Die Mehrheit ist digital, bzw. "am Laptop", das ist ein Nenner, die Branchen sind sehr verschieden. Für die Zukunft der Arbeitswelt ist Coworking wichtig, allerdings handelt es sich um eine Nische, eine Kultur des Miteinanders, bei der jedes für sich arbeitet, aber gemeinsam - insofern ist das eine Beziehungsart und eine Bewegung.
Am Anfang gibt es noch eine Erlaubniskultur bei Neueinsteigenden, die sehr fokussiert arbeiten, mit der Zeit entsteht Serendipität - eigentlich eine Zufallsbekanntschaft - ein Effekt, der auf wertvolle Gedanken bringen will und so eine Gelegenheitsentdeckung ermöglicht; Es ist schwer, solche zu planen, zu einem "Miteinander" einzuladen - Annekdote von der Veranstaltung Coworking für Introvertierte, der Raum war voll!
Ausländische Arbeitende gehen zunächst in englischsprachige Coworking-Spaces. Es gibt ca. 1000 Spaces, im ländlichen Raum 200. Wo ich mich nicht wohl fühle, da werde ich nicht Mitglied, außer bei nicht selbstbestimmten Mitarbeitenden!
Gemeinschaft entsteht immer an langen Tafeln. Als Treffpunkt, geteilte Wahrnehmung und Co-Präsenz. Tobias Erlebnis: er hat aus dem Urlaub in Brügge die Redaktion organisiert und dann haben er und seine Frau festgestellt, dass Geschäftsmänner im Familienurlaub im Space in Brügge arbeiten. Arbeit und Reisen: Coworking ist relevanter im ländlichen Raum; Es gibt ein Starter-Kit von der CoWorkLand Genossenschaft, um das Hosting ansprechend und einladend zu machen. Aber auf dem Land kann mensch nicht vom Space leben, deshalb wird aufgeklärt, welche Vorteile ortsunabhängiges Arbeiten hat. Die eG hat ein CoWork Netz gegründet als Vertragspartner, die nicht mit 20 Spaces Verträge abschließen wollen; In SH gab es eine Kooperation mit allen Landesbediensteten. Dies, um Nachfrage zu erzeugen. Es gibt ein Buchungsplattform für die zentrale Nutzung, die Person bucht darüber und es wird mit dem Arbeitgeber abgerechnet. Gefährdungsbeurteilung für den Arbeitsschutz wird gewährleistet über die Genossenschaft.
Die Genossenschaft fördert soziale Projekte, in den Regionen funktioniert Coworking über Vernetzung. Kostendeckend arbeiten ist ein Ziel im ländlichen Raum. Es geht darum, Bedürfnisse zu befriedigen. Das Pendeln soll abgebaut werden; Wertschöpfung wird im Ort gehalten; Zeitgewinne entstehen; gesünderes, emissionsärmeres Arbeiten, .... das sind erklärte nachhaltige Ziele dieser Bewegung!
Für den angedachten Space im Kuhstall: Beratung! Gewerbesteuer soll dort bezahlt werden, wo Menschen arbeiten, nicht wo der Firmensitz ist; CoWorking hat nach wie vor Potenzial, auch für Kaulitz; Aufruf für die Bevölkerung, dass hier als Angestellte gearbeitet werden kann!
Thema der gemeinnützigen Unternehmung: Lokale, sozial-ökologische Transformation der Gesellschaft in allen Aspekten, insbesondere jene der Nachhaltigkeit.
Das Thema wird in mehrere Ziel-, bzw. Aufgabenbereiche unterteilt und bearbeitet:
1. Arbeiten
Hierunter fällt das Konzept der gemeinwohlorientierten Kreislaufwirtschaft, die im ehemaligen Kuhstallgebäude installiert wird. Ohne Gewinnerzielungsabsicht wird mithilfe des nachbarschaftlichen, ehrenamtlichen Engagements gemeinsames Wirtschaften, bspw. in der entstehenden Wirtschaftsküche realisiert. Dabei werden Produktion und Konsumtion zusammen gebracht und gemeinsam organisiert. Die Idee ist, den Kuhdamm als einen Wirtschaftsort zu begreifen, aus dem nicht abgeschöpft wird (im Sinne einer Verwertungslogik), sondern in den eingebracht wird. In der Folge stärkt dies die Ressourcen des selbstverwalteten Wirtschaftsorts und alle Einbringenden sind gleichzeitig Nutznießende.
Gemeinschaftliches Arbeiten wird im Kuhstall bereits verwirklicht. Ein Umsonstladen ist entstanden, eine FoodCoop ist in Gründung. Beide Bereiche dienen einem anderen Verständnis von Arbeit, indem Kräfte gebündelt werden und ein Mehrwert für die Nutzer*Innen und die Gemeinschaft entsteht.
Im Mittelschiff des Gebäudes soll langfristig ein CoWorkingSpace entstehen. Dieser kann durch viele kleine Dienstleistende, Handwerkende, Künstler*Innen und als digitaler Arbeitsraum genutzt werden, die eine Nutzungsgebühr bezahlen. Wir laden regelmäßig auf Veranstaltungen dazu ein, diesen Raum mit uns kreativ zu entwickeln.
2. Essen
Wohnortsnahe und nachhaltige Lebensmittelproduktion hat uns von Beginn an bewegt. Mit der Solidarischen Landwirtschaft Bölke & Niebuhr wurde auf dem Gelände der gUG ein erster Wirtschaftszweig installiert, der Obst und Gemüse produziert unter Einbeziehung der Konsument*Innen, die zu Mit-Produzierenden werden und auch in die Entscheidungsprozesse der Produktion involviert sind. Aus den Privatgärten des Dorfes Kaulitz sowie von befreundeten SoLaWis fallen jetzt schon diverse Überschüsse an, die künftig in der im Bau befindlichen Wirtschaftsküche verarbeitet werden sollen. Geplant ist die Produktion von Gemüsechips und Dörrobst, wofür ein Dörrofen angeschafft wurde. Auch dies wiederum durch freiwillige Einsätze aus dem Dorf, wobei die Produkte zum Selbstkostenpreis oder unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden können.
Die Praxis dieser Art der Lebensmittelproduktion verstehen wir als Lern- und Experimentierfeld, zu dem alle Interessierten eingeladen sind, mit uns zu erkunden, wie selbstorganisierte, gemeinschaftliche Formen von Zusammenarbeit funktionieren können. Daher bieten wir Backen, Kochen, Einmachen und andere nachhaltige Techniken selbstorganisierter Lebensmittelherstellung als kostengünstige Praxisseminare an.
3. Bildung
Unter Bildung wird zum einen Nachhaltigkeit verstanden. Dies bedeutet neben klassischen Umwelt- und Naturschutzthemen das Nachdenken über alternative Konzepte für Bodennutzung, Energiewende, Mobilität auf dem Dorf, generell Konzepte für einen ländlichen Lebensstil, der zukunftsorientiert klimagerechte Wege aufzeigt. Damit geht eine Veränderung bisheriger Strukturen in allen Lebensbereichen einher, so dass Nachhaltige Bildung grundsätzlich progressiv ist.
Zum anderen verstehen wir Bildung politisch als Vergrößerung des Handlungsspielraums. Wir sind daher bemüht, demokratiefördernde und Toleranz erweiternde Ideen von Gesellschaft zu eröffnen im Sinne feministischer, egalitärer und sozial-gerechter Perspektiven. Dazu gehört die Förderung von Engagement jeglicher Art, sofern es gewaltfrei, machtsensibel und progressiv wirkt, d. h. die Gesellschaft weiter entwickeln will, ohne diskriminierend zu sein. Wir bieten Vorträge, Lesungen und Workshops zu Anti-Rassismus, sozialer Gerechtigkeit, Anti-Diskriminierung, Verkehrswende, Internationalismus sowie Vernetzungsmöglichkeiten/Räume für soziale Bewegungen an, die in diesem Sinne wirken.
4. Kultur
Wir organisieren im Kuhdamm Feste, Kneipenabende, Lesungen, Ausstellungen und Zusammenkünfte für das Dorf und Interessierte, die sich langfristig im ehemaligen Kuhstall engagieren möchten. Dies dient einem Verständnis von Miteinander, bei dem Menschen aus unterschiedlichen Generationen, Status- und Lebensstilgruppen zusammen kommen und über ihre Probleme und Wünsche für die Zukunft ins Gespräch kommen. Angestrebt ist ein Ausgleich und eine möglichst breit aufgestellte Suche nach Gemeinsamkeiten, aus denen heraus neue Wege eingeschlagen werden. Insofern verstehen wir unter Kultur kein reines Veranstaltungsangebot, sondern eine Kultur des Miteinanders zu fördern. Dies erscheint uns notwendig angesichts disparater Bevölkerungsgruppen und schwindenden kulturellen und sozialen Begegnungs-möglichkeiten im Dorf. Gleichzeitig fördern wir die Übernahme von Verantwortung für die Struktur im Dorf, die allen nützt und vom Engagement der Menschen lebt.
Mit dem Kuhdamm Cowlitz-Projekt soll in allen o. g. Aspekten etwas genuin Neues geschaffen werden. Ein Ort, der verschiedene Ausgangslagen und Verwirklichungsmöglichkeiten unter seinem Dach zusammen bringt. Diese werden mit einem zukunftsgewandten Wirken zu einer weltoffenen, sozialen und vielfältigen Dorfkultur und nachhaltigen Lebensart verbunden. Der Vorteil dieser Herangehensweise ist, dass ein niedrigschwellige Beteiligung jederzeit möglich ist ohne besondere Kenntnisse oder andere Voraussetzungen. Weiterhin besteht ein großes Interesse an neuen Formen von gemeinschaftlichem Leben und Arbeiten, wie es andernorts schon praktiziert wird. Allerdings muss Vertrauen in selbst geschaffene Strukturen langsam aufgebaut werden, da diese weithin unbekannt sind. Die bisherige Resonanz ist positiv, eine Zusammenarbeit mit dem Ortschaftsrat unter Nutzung des Dorfgemeinschaftshauses ist etabliert. Wir erhalten viele Nutzungs- und Vernetzungsanfragen. Daher sind wir zuversichtlich, dass der ehemalige Kuhstall mit dem dazu gehörigen Gelände sich in den kommenden Jahren zu einem attraktiven Dorfmittelpunkt mit diversen Nutzer*Innen-Gruppen entwickeln wird.